pidemischeDengue-Fieber ist inzwischen die wichtigste Erkrankung [Paywall] weltweit, die von Gliederfüßern – wie Insekten, Zecken oder Spinnentieren – übertragen wird. Nach Angaben der WHO stieg die Zahl der Erkrankungsfälle in den letzten Jahrzehnten dramatisch an, mit geschätzten 390 Millionen Dengue-Erkrankungen pro Jahr. Der Hauptüberträger des Dengue-Virus ist die Gelbfieber- oder Dengue-Mücke Aedes aegypti, während die asiatische Tigermücke Aedes albopictus ein zweiter, weniger effizienter Vektor ist
Studien haben bereits gezeigt, dass steigende Temperaturen in Europa die Ausbreitung von Tropenkrankheiten wie Dengue- und Chikungunya-Fieber begünstigen können. Auch die Tatsachen sprechen für sich: In Griechenland traten ab 2010 erstmals seit 1974 wieder Malaria-Fälle auf, 2007 kam es in Norditalien zu einem ein Ausbruch von Chikungunya-Fieber – und 2012 wurde der erste große Dengue-Ausbruch in Europa seit der 1920er Jahren beobachtet: auf der portugiesischen Insel Madeira erkrankten über 2.000 Menschen.
Dengue-Epidemien in Südeuropa wahrscheinlich
Die Berechnungen der Wissenschaftler ergaben, dass Dengue-Epidemien in Südeuropa im Sommer wahrscheinlich sind, sofern dort Aedes-Mücken vorkommen. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es in Städten wie Athen, Rom, Malaga oder Nizza zu Dengue-Ausbrüchen kommt. Durch zunehmende Klimaerwärmung könnten sich die Risikogebiete im Lauf der Zeit nach Norden verschieben und das Zeitfenster für die Virus-Übertragung verlängern. „Gegen Ende des 21. Jahrhunderts könnte es in ganz Europa saisonale Dengue-Ausbrüche geben, sofern in einer Region Aedes-Mücken vorkommen“, schreiben die Forscher.
Aedes albopictus-Mücken sind in ganz Südeuropa verbreitet und kommen bis in die Niederlande vor. Dagegen wurden Aedes aegypti-Mücken, die Hauptüberträger des Dengue-Virus, bisher nur in Russland und Georgien beobachtet. Allerdings waren sie bis in die 1950er Jahre in europäischen Ländern wie Frankreich, Spanien oder Portugal verbreitet. Studien sagen zudem vorher, dass sich Aedes aegypti-Mücken bis zum Jahr 2080 in den Küstenregionen Europas ausbreiten werden. „Deshalb ist es wahrscheinlich, dass Aedes-Mücken in Europa zu einem festen Bestandteil der Fauna werden“, sagt Liu-Helmersson.
Darüber hinaus könnte das Dengue-Virus durch internationale Reisende, Migranten und Gütertransporte zunehmend nach Europa gebracht und dort in neue Regionen eingeschleppt werden. Auch eine zunehmende Verstädterung und eine veränderte Nutzung von Landflächen könnten dazu beitragen [Paywall], dass sich Tropenkrankheiten in Europa ausbreiten.
In Italien hat sich eine verwandte Aedes-Art schon angesiedelt. Und es gibt bereits in der Nähe von Freiburg im Breisgau den ersten Nachweis von Tigermücken, die den deutschen Winter überstanden und dort sogar gebrütet haben. Das Team um Prof. Marc F. Schetelig, Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und angewandte Oekologie IME in Gießen, implementiert zurzeit die bei der Kirschessigfliege entwickelten genetischen Systeme in Tigermücken, um sie mit der Sterilen Insektentechnik (SIT) Selbstvernichtungververfahren durch Loborgezüchtete, Genmanipulierte - Sterilisierte Insekten, bekämpfen zu können.
Strategien gegen den Klimawandel könnten Dengue-Fieber aufhalten
Allerdings wurde die Ausbreitung von Dengue-Fieber in Liu-Helmerssons Studie stark von einem bestimmten Faktor beeinflusst: den Emissionsraten und der damit verbundenen Temperaturerhöhung. „Das bedeutet, dass Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen sehr wichtig sind. Sie können die zeitliche und räumliche Ausbreitung von Dengue-Fieber stark beeinflussen“, schreiben die Wissenschaftler.
Internationale Zusammenarbeit wichtig
Eine mögliche Gegenmaßnahme sei zum Beispiel, die Überträgermücken frühzeitig nach ihrer Einschleppung auszurotten, erläutern Schaffner und sein Team. „Wenn sich die Mücken bereits ausgebreitet haben, könnten ähnliche Strategien greifen wie in tropischen Ländern“, so die Wissenschaftler. „Zum einen die Bekämpfung der Mücken, zum anderen die Aufklärung der Bevölkerung, etwa über Mückenschutzmaßnahmen und die Symptome der Erkrankung.“
Entscheidend bei all dem sei, dass die europäischen Länder ihre Aktivitäten koordinierten. So haben mehrere Länder im Mittelmeerraum bereits Maßnahmen eingeleitet, um sich auf das zunehmende Risiko von insekten-übertragenen Krankheiten vorzubereiten. Allerdings seien die Maßnahmen oft noch sehr elementar, schreibt ein Forscherteam um Maya Negev von der israelischen Universität Haifa. „Hier sollten die verschiedenen Länder vermehrt zusammenarbeiten, ihr Wissen austauschen und ihre Maßnahmen koordinieren – am besten unter dem Schirm einer übergeordneten, politisch neutralen Organisation“, so Negev und ihr Team. „Denn die Überträger von Infektionskrankheiten kennen keine politischen Grenzen.“
Artikel Christine Amrhein DocCheck News